Kolophonium

Kolophonium ist ein Harz, ein Baumharz von Kiefern, Fichten und Tannen. Die Baumstämme werden im Frühjahr geritzt, im Herbst wird das Harz geerntet und destilliert. So gewinnt man Terpentinöl, und zurück bleibt festes Kolophonium in Farben von Gelb bis Dunkelbraun.

Sein Name kommt von der griechischen Stadt Kolophon, dem antiken Handelszentrum für Harze, in der heutigen Türkei.

Kolophonium braucht man in der Elektronik fürs Löten oder auch für Schutzlackierungen, in der Kunst braucht man das Harzpulver für die Aquatinta-Technik, in der Heilkunde dient es als antiseptisches Räucherwerk. Und im Sport macht das Kolophonium den Handball griffiger.

Und man braucht es in der Musik. Und wie man es braucht! Ohne Kolophonium würde das Pferdehaar des Geigenbogens sanft und glatt über die Saite streichen, und zu hören wäre ein reibendes, flüsterndes Nichts. Daher wurden die allerersten Saiteninstrumente nicht mit Haar, sondern mit aufgerauhten, eingekerbten Reibstäben traktiert. Im frühen Mittelalter kam dann der mit Rosshaar bespannte Bogen in Mode. Sein Haar, mit Geigenharz eingerieben, wurde rauh und konnte so eine Saite viel weicher zum Klingen zu bringen.

Kolophonium ist nicht gleich Kolophonium, denn: Geige ist nicht gleich Kontrabass, eine Darmsaite ist nicht dasselbe wie eine aus Stahl, in den Tropen spielt sich’s anders als im Norden – je nachdem ist ein anderes Harz nötig.

Und nach dem Konzert wird dann der Kritiker von einer grossartigen Interpretation schreiben, von einer überragenden Solistin. Von Geigenharz hat noch kein Kritiker geschrieben. Eigentlich unfair: Ohne Kolophonium hätte nämlich kein Streicher auch nur einen einzigen brauchbaren Ton hervorgebracht.

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